Von 1919 bis heute – die Geschichte des Ortes

1919 trafen sich in der nahen Nevigeser Landschule die ersten Pazifist:innen aus der Umgebung. 

Ostern 1927 wurde der Freiwirtschaftliche Jugendverband Deutschland (FJVD) gegründet und beim Wuppertaler Amtsgericht eingetragen. Die Ideen kamen vor allem von Silvio Gesell, der auch der Namenspatron des Vereinsheims wurde, welches sich später zu einer Tagungsstätte mit kleinem Hotelbetrieb entwickelte.

Am 11. September 1932 wurde die Freilichtbühne eingeweiht, wegen eines heftigen Regens jedoch nicht direkt am Ort, sondern kurzfristig in einer alten Turnhalle in Neviges. Das damals sehr erfolgreiche, heute weitgehend vergessene Schauspiel Zwölftausend von Bruno Frank wurde dazu aufgeführt, in dem der Soldatenhandel während des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs angeprangert wird.

Um das Gelände vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu retten, wurde es 1935 an einen Duisburger Bundesgenossen der Freiwirtschaft, Friedrich Höllermann, zum Schein verkauft. Im selben Jahr musste Max Fischer die Auflösung des FJVD unterschreiben. 

Trotz des Vereinsverbots wurde das Gelände jedoch weiterhin durch die Anhänger:innen der Freiwirtschaft genutzt. 1937 wurde sogar noch ein Brunnen ausgehoben. 

Nach NS-Zeit und Krieg kamen das Grundstück und das Gebäude auch offiziell wieder zurück an den Verein. Am 13. Januar 1947 schließlich versammelten sich Interessierte zur Neugründung des FJVD. 

1954 legten die engagierten Vereinsmitglieder den Grundstein für das Silvio-Gesell-Heim, 1956 konnte Richtfest gefeiert werden, wegen der zahlreichen Engpässe nach dem Krieg wurde das Heim allerdings erst 1959 fertiggestellt.  

Mit Beginn des Jahres 1975 wurde der Ort mit der Tagungsstätte am Schanzenweg zusammen mit anderen östlichen Außenortschaften von Neviges in Wuppertal eingemeindet.

Zur Jubiläumsfeier zum 150. Geburtstag Silvio Gesells wurden im Jahr 2012 im Wald Kunstwerke erstellt, um die Ideen der Freiwirtschaft ganz neu und anders zu vermitteln. 

2014 fand die Idee des Lernortes ihren Weg zur Silvio-Gesell-Tagungsstätte, und das erste Sommercamp wurde veranstaltet. Im darauf folgenden Jahr, 2015, wurde ein weiteres Sommercamp aufwändig geplant und deutlich ausgeweitet. 2016 wurde das Ganze noch einmal wiederholt.

Seit Herbst 2016 ist der FJVD an der Silvio-Gesell-Tagungsstätte zweimal pro Jahr Gastgeber der Mündener Gespräche der Sozialwissenschaftlichen Vereinigung. Seit Herbst 2022 finden sie unter der neuen Bezeichnung Fairconomy-Tagung statt. Seitdem werden sie von der Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung (INWO) durchgeführt.

Pächterwechsel an der Tagungsstätte: Manuel Bangemann und seine Familie übernahmen – in der Cornona-Pandemie! – die Bewirtschaftung von Haus und Gelände ab dem 15. Juni 2021 nach einem Bewerbungsverfahren, dass der Vorstand des FJVD durchgeführt hat.

 

Einige Angaben aus:  

  • Beate Bockting (2001): Bewegte Zeiten. Die Silvio-Gesell-Tagungsstätte in Wuppertal-Neviges. Nach Aufzeichnungen von Gabriele Frenking. in: (r)evolution – Alternativen zum Kapitalismus, Nr. 2, Sept. 2001, S. 3-5. 
  • Jonathan Ries (2017): Wuppertaler Freilichtbühne – 90 Jahre Freiwirtschaft, Kunst und Kultur Der geschichtliche Werdegang der Freilichtbühne am Asbruch. in: Humane Wirtschaft, 04/2017, S. 42-46. 
  • Zeitungsartikel aus der Zeit der Gründung und den folgenden Jahren (http://wflb.de/die-geschichte/)